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Eurokrise: Das Ende vom Anfang?

22.12.2011  |  Roman Baudzus
Verbesserte Wirtschaftsdaten aus Deutschland und den USA sorgten gestern für steigende Aktien- und Rohstoffkurse. Auch die Gold- und Silberpreise stiegen, während der US-Dollar schwächelte. Außerdem startete die Europäische Zentralbank heute ein umfassendes Programm zur Kreditvergabe an Banken, dass Hoffnungen weckte, dass dies zwar nicht der Anfang vom Ende, aber vielleicht das Ende vom Anfang der europäischen Schuldenkrise sein könnte, um Churchill zu zitieren.

Wie Ambrose Evans-Pritchard im Telegraph schreibt (und von uns bereits in früheren GoldMoney Artikeln beschrieben wurde), können die europäischen Banken nun in unbegrenztem Umfang Kredite mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren und einem Zins von 1% bei der EZB aufnehmen. Die EZB lockerte auch die Anforderungen für die Sicherheitshinterlegungen für solche Kredite, so dass Banken höherverzinsliche europäische Staatsanleihen - die 5-6% einbringen - kaufen kann, um diese als Sicherheit bei Draghis EZB zu hinterlegen, um Kredite zum Zinssatz von 1% zu erhalten.

Diese längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (LTROs) erlauben es den Banken so, einen einfachen 4% Spread zu verdienen und gleichzeitig ihre Bilanzen zu stützen und (hoffentlich) die Nachfrage nach Anleihen europäischer Krisenländer zu stärken. Die EZB senkte außerdem die Mindestreserveanforderungen in der Hoffnung, 100 Milliarden € an zusätzlicher Bankkredit zu ermöglichen.

Genau wie das Abkommen der Zentralbanken vor 14 Tagen, ihre Dollar-Swaps mit der US Federal Reserve auszuweiten, ist diese LTRO-Maßnahme letztlich eine verdeckte Form der quantitativen Lockerung. Wie bei allen solchen Maßnahmen fällt auf, dass die Berichterstattung die Worte "Geld drucken" elegant umgeht und stattdessen lieber beschönigend von "frischer Liquidität" spricht. Erste Berichte lassen (wenig überraschend) auf eine starke Nachfrage der Banken für die Kredite schließen. Anstatt der von Analysten erwarteten €300 Mrd. wurden bisher ganze € 489 Mrd. verliehen.

Dies zeigt uns wieder einmal deutlich, wie weit die Zentralbanken gehen werden, um das Finanzsystem am Laufen zu halten und zu inflationieren. Der berühmte amerikanische Investor Richard Russel prägte dazu den Ausspruch "inflate or die" ("Inflationiere oder stirb"). Jeder, der noch an die Illusionen einer zurückhaltenden EZB-Politik geglaubt hat, sollte inzwischen eines Besseren belehrt sein, nicht zuletzt mit Blick auf das "Engagement der EZB in kriselnden Ländern der Eurozone", wie es vom britischen Think tank Open Europe gestern veröffentlicht wurde.

Open Europe bemerkt, dass "die EZB entgegen der gängigen Meinung schon jetzt massiv in die Märkte eingreift ... Ihr Engagement in europäischen Staatsschulden stieg von 440 Mrd. € im Sommer diesen Jahres auf 705 Mrd. € an - ein Anstieg von mehr als 50% in 6 Monaten. Dies lässt Fragen bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit, ihrer Unabhängigkeit sowie möglichen Verlusten im Falle zukünftiger Staatspleiten aufkommen."


© Roman Baudzus
www.GoldMoney.com/de



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