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Edelmetallprognose 1. Halbjahr 2015

12.01.2015  |  Florian Richardt
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft des Heraeus Konzerns. Am Standort Hanau ist das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberblick in mehreren Sprachen.


EUR/USD

2014 brachte uns die erwartete und durch die EZB forcierte Abwertung des Euros um 11 Prozent von 1,36 auf 1,20. Maßgeblich hierzu beigetragen hat der Ausblick entgegengesetzter Geldpolitiken zwischen einer normalisierenden (Anhebung Zinsniveau) Federal Reserve und einer expansiven EZB (durch Quantitative Easing). Die Divergenz wurde hauptsächlich im zweiten Halbjahr 2014 eingepreist, in welche auch der Hauptteil der Euro-Abwertung fiel. Investoren leiten ihre Mittel zunehmend in eine wachsende US-Ökonomie, während Mittel aus einer stagnierenden Euro Zone abgezogen werden.

Erschwerend hinzugekommen ist seit Dezember die wieder aufflammende Krise um Griechenland und die damit verbundene Infragestellung der Eurozonen-Stabilität als Ganzes. Ende Januar werden hier bereits wichtige Anhaltspunkte mit der EZB-Sitzung (und vermeintlich bereits dem Beschluss zum Start von großangelegten Staatsanleihen-Aufkäufen) am 22.01.2015 sowie der Griechenlandwahl am 25.01.2015 (und dem evtl. Sieg der extremen Linken) gegeben.

Da der Euro bereits deutlich abgewertet hat, sehen wir den größten Teil der Risiken derzeit eingepreist und eine weitere Abwertung bis auf 1,1500 begrenzt. Eine Erholung nach oben bis 1,26 kann möglich sein, bedingt durch das Schließen von Short-Position und die Entspannung der Griechenlandsituation. Den Durchschnittskurs für H1 2015 sehen wir bei 1,1850.


Gold

Seit 2013 befindet sich Gold im Abwärtstrend. Allerdings hat das letzte Jahr gezeigt, dass die Wucht dieser Entwicklung nachgelassen hat. So hat Gold das Jahr 2014 nahezu unverändert geschlossen und ist mit einer engeren Range (1.132 – 1.392 $/oz) und nachgelassener Volatilität in ruhigeres Fahrwasser gekommen. Eine Trendumkehr ist jedoch für H1 2015 nicht zu erwarten.

Im letzten Quartal 2014 lief wie geplant das Quantitative Easing Programm der USA aus und so endeten nicht nur die Jahre des billigen Geldes im US-Dollarraum, sondern auch einer der maßgeblichen Treiber des gelben Metalls wurde eliminiert. Nun steht die viel diskutierte und für H1 erwartete Zinserhöhung im Vordergrund, die jedoch aufgrund wiederholter Äußerungen seitens FED bereits in Teilen eingepreist wurde. Dennoch hätte die tatsächliche Umsetzung noch einmal Signalwirkung, auch wenn sie mittel- bis langfristig keine erneut gravierende Belastung des Goldpreises darstellen sollte.

Wirtschaftsdaten aus den USA werden weiterhin im Fokus stehen, um beurteilen zu können, wann und ob die US Notenbank ihre Pläne tatsächlich umsetzen wird. Eine stabile Konjunktur wird hierfür Voraussetzung sein. Der fortgesetzt starke US Dollar sowie die fallenden Energiepreise dürften Gold weiter belasten. Auch Investoren werden sich von der wirtschaftlichen Entwicklung leiten lassen. Sie haben sich netto betrachtet in 2014 erneut - wenn auch in deutlich geringerem Umfang als noch im Vorjahr - von ETFs getrennt, um in anderen Anlageklassen höhere Renditen zu erzielen.

Die Allzeithochs an den Aktienmärkten sind Zeugnis dieser Entwicklung. Ob diese Höchststände nicht schon fast nach einer Korrektur verlangen, bleibt abzuwarten. Von einer Rückkehr zum Gold - wie in wiederholten jedoch kurzzeitigen Phasen der Unsicherheit auch in den letzten Monaten zu beobachten war - ist dann auszugehen. Bei Kleinanlegern gehen wir davon aus, dass sie weiterhin nach günstigen Zeitpunkten Ausschau halten werden, um ihr Portfolio aufzustocken und ihre Bestände halten. Auch die Notenbanken erwarten wir netto weiterhin auf der Käuferseite.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Prognose ist das Verlangen nach einem "Sicherem Hafen" wie Gold wieder aufgeflammt und hat den Goldpreis entsprechend unterstützt. Die erneut entfachten Turbulenzen um Griechenland haben für Verunsicherung gesorgt. Wir gehen jedoch davon aus, dass derlei Reaktion auf Unruhen - ob geo- oder finanzpolitischer Natur - moderat bleibt und das Metall nur kurz- bis mittelfristig zu Kurssprüngen verhilft. Nach den dramatischen Krisenjahren bedarf es nun extremer Situationen, um den Markt erneut längerfristig und aus Überzeugung an Gold zu binden.

Ausgleich für die Gold belastenden Faktoren vermag die physische Nachfrage aus China in den kommenden Monaten bieten. Nachdem man in 2013 im Zuge der Preiskorrektur hohe Bestände aufgebaut hatte, war die Nachfrage aus dem Reich der Mitte im letzten Jahr enttäuschend. Ein Anziehen der Nachfrage wäre nun die logische Folge - zumal sich der Trend der verlagerten Nachfrage von West nach Ost fortsetzen sollte.

Weiterhin wird davon ausgegangen, dass China trotz des verhältnismäßig schwachen Jahres auch in 2014 an Platz 1 der Goldnachfrager stehen wird. Auf Platz 2 folgt Indien. Hier belasten Einfuhrzölle weiterhin die Nachfrage und führen dazu, dass die Nachfrage nach anderen Metallen zugenommen hat. Die unausgewogene Handelsbilanz wird weiterhin dafür sorgen, dass Goldimporteuren der Einkauf erschwert wird und die Nachfrage künstlich tief gehalten wird. In höherem Maße als Gold belastet lediglich Öl die indische Handelsbilanz.

Im Zuge des deutlich gefallenen Ölpreises könnte Indien auf diese Weise eine Entlastung der Bilanz erreichen und somit die Einfuhrzölle im Gold etwas wohlwollender betrachten. Bei einer Minderung der Einschränkungen dürfte die offizielle Nachfrage aus Indien wieder anziehen.

Trotz positiver Anzeichen für eine anziehende Nachfrage aus Asien gehen wir nicht davon aus, dass dies den Goldpreis maßgeblich in die Höhe treiben wird. Vielmehr bietet sie Ausgleich zu den preisbelastenden Faktoren und vermag für eine gewisse Stabilität im Metall sorgen. Aus dem Sekundärmarkt erwarten wir ein ähnlich niedriges Niveau an Altgold wie im Vorjahr. Abflüsse aus den ETF dürften nur noch moderat das Angebot erhöhen.

Die primäre Goldproduktion aus Minen dürfte nach dem Erreichen eines Peaks von ca. 2.900 t in 2014 nicht weiter wachsen, bei den nun tieferen Preisen ist in vielen Fällen die Produktion nicht mehr wirtschaftlich möglich. In Anbetracht der genannten Faktoren sehen wir eine Fortsetzung des Handels in einer engeren Bandbreite bei einer Untergrenze von 1.125 $/oz in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit einem Durchschnittspreis von 1.230 $/oz und Potenzial für Höchstwerte bis zu 1.325 $/oz.



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