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Die Weltwirtschaft in 2018: Der Ikarus-Aufschwung geht weiter

22.01.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Inflation

Die Inflation der Konsumentenpreise ist weltweit im historischen Vergleich nach wie vor niedrig. Doch auch eine Preissteigerungsrate von 2 Prozent ist bedrohlich für den Sparer: Bei einer jährlichen Inflation von 2 Prozent sind nach 10 Jahren bereits 18 Prozent des Geldwertes zerstört; nach 20 Jahren 33 Prozent und nach 30 Jahren 45 Prozent. So gesehen sorgen die Zentralbanken mit ihrer Politik (die sie gebetsmühlenartig als "stabilitätsorientiert" bezeichnen) in Wahrheit für fortgesetzte Geldwertzerstörung. Zudem ist zu beachten: Die "wahre" Inflation wird durch die Konsumgüterpreisinflation nicht richtig abgebildet beziehungsweise systematisch unterschätzt (zumindest in den letzten Jahrzehnten).

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) Kernrate: ohne Nahrungsmittel und Energie


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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) Serien sind indexiert (Q1 2007 = 100). China ab Q2 2005. (2) KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis. Für Japan übersteigt das KGV zeitweise die Achsenskalierung.

Die Geldentwertung - als Folge der unablässig steigenden Geldmengen - hat sich vor allem in steigenden Vermögenspreisen gezeigt: in steigenden Preisen für Häuser, Grundstücke und Aktien beziehungsweise Unternehmenswerten. Diese Vermögenspreisinflation schädigt die Kaufkraft des Geldes in gleicher Weise wie die Inflation der Konsumgüterpreise. Es ist damit zu rechnen, dass die Geldpolitiken die Vermögenspreisinflation in Gang halten: Sie ist ein Mittel, die Konjunktur anzutreiben, und sie wird in der Öffentlichkeit meist nicht als "echte Inflation" angesehen und schwört daher auch keine politischen Proteste herauf.

Mittlerweile zeigt sich allerdings auch bei den Konsumentenpreisen eine Aufwärtsbewegung: Die wieder anziehenden Rohstoffpreise - allen voran der Rohölpreis - befördern ganz offensichtlich die Preise der Konsumgüter auf breiter Front in die Höhe ("Kostenschub-Effekt") (Abb. 8 (a)). Noch verharren allerdings die Inflationserwartungen auf den Finanzmärkten auf recht niedrigen Niveaus: Sie stehen mehr oder weniger im Einklang mit dem Versprechen der Zentralbanken, die Inflation (der Konsumentenpreise) bei etwa 2 Prozent zu halten (Abb. 8 (b)). Das Vertrauen in die Ehrbarkeit der Zentralbanken ist ungebrochen groß.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. (1) Serien sind indexiert (Q1 2007 = 100). China ab Q2 2005. (2) Inflations-Swaps (für die Konsumentenpreisinflation in fünf Jahren für die kommenden fünf Jahre).


Zinsen

Der Zins ist - wie einleitend bereits angesprochen - der entscheidende Faktor für den aktuellen Boom: Man kann davon ausgehen, dass die extreme Niedrig- und zuweilen sogar Negativzinspolitik der letzten Jahre die Volkswirtschaften maßgeblich angetrieben hat. Und zwar auf verschiedenen Wegen. Beispielsweise haben die extrem gedrückten Zinsen viele Schuldner - allen voran Staaten und Banken - vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. Das hat das Investorenvertrauen wiederhergestellt und den Kreditfluss wiederbelebt.

Die niedrigen Zinsen haben die Investitionen vieler Unternehmen künstlich rentabel gehalten und auf diese Weise einen Konjunkturrückschlag abgewendet. Die niedrigen Zinsen haben auch Neuinvestitionen angeregt. Und nicht zuletzt haben die niedrigen Zinsen die Preise für Vermögensgüter - wie Aktien, Häuser und Grundstücke - in die Höhe befördert, sie inflationiert. Und das hat die Bilanzen vieler Schuldner verbessert: Ihr Eigenkapital ist angestiegen, ihre Kreditqualität hat sich verbessert. Vor dem Hintergrund dieser Beispiele wird ersichtlich, dass eine merkliche Erhöhung der Zinsen beziehungsweise der Kreditkosten weitreichende Folgen für die Volkswirtschaften hätte.


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