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Die Weltwirtschaft in 2018: Der Ikarus-Aufschwung geht weiter

22.01.2018  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 8 -
Box 8: Kryptowährungen - Was tun?

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Quelle: Thomson Financial


Es sind vermutlich vor allem die fulminanten Preissteigerungen und - schwankungen der Kryptowährungen, die für öffentliches Aufsehen sorgen. Doch in den Kryptowährungen lediglich ein "Blasenphänomen" zu sehen, greift vermutlich zu kurz. Kryptowährungen sind Konkurrenten der offiziellen Währungen wie US-Dollar, Euro, chinesischer Renminbi oder Schweizer Franken. Im Grunde setzen die Kryptowährungen einen Währungswettbewerb in Gang, bei dem der Sieger noch nicht bekannt ist.* Die Staaten und ihre Zentralbanken haben sich nun aufgemacht, gegen die unliebsamen Konkurrenten vorzugehen (durch zum Beispiel regulatorische Eingriffe etc.).

Doch die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass das Unterdrücken der Kryptowährungen gelingen wird, wenn sie sich aus Sicht der (Geld-)Nachfrager als vorteilhafter (billiger, sicherer, schneller etc.) erweisen sollten als das staatliche Fiat-Geld. Wie soll man sich da als Anleger verhalten? Wer Kryptowährungen kauft, der spekuliert: Denn anders als beispielsweise bei Aktien oder Anleihen lässt sich nicht sagen, wo der "richtige" Preis der Cyber-Einheiten liegt. Wenn man aber nicht weiß, ob etwas "teuer" oder "billig" ist: Wie soll man da eine sinnvolle Investitionsentscheidung treffen?

Bei Kryptowährungen geht man gewissermaßen eine "Alles oder Nichts"-Wette ein. Ob man bei einer solchen Wette mitmachen sollte oder nicht, und wenn ja, mit welchem Einsatz, das muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Viele der erfolgreichen Investoren betonen allerdings: "Alles oder Nichts"-Wetten sind nicht das, was man unter klugem Investieren zu verstehen hat. Für die meisten Anleger sind "Alles oder Nichts"-Wetten nicht empfehlenswert, schon gar nicht, wenn ein Großteil des Vermögens dafür eingesetzt wird. Eine Herangehensweise könnte daher sein: Entweder das Spekulieren ganz unterlassen oder sicherstellen, dass mögliche Verluste nicht ruinöse Ausmaße annehmen können.

Eine andere Herangehensweise besteht darin, in Aktien von Unternehmen zu investieren, die selbst bei einem Wertverlust der offiziellen Währungen - denn darauf liefe es hinaus, wenn die Kryptowährungen die offiziellen Währungen verdrängen sollten - Bestand haben können. Oder man hält Gold. Mit solch einer Anlagestrategie würde man quasi auf indirektem Wege versuchen, dass das Kapital durch den Wertverfall des Fiat-Geldes nicht dauerhaft Schaden nimmt.

* Siehe hierzu (zum Herunterladen): T. Polleit (2017), Die Blockchain-Disruption: Geld, Bitcoin und digitalisiertes Goldgeld
.


Portfolio-Entscheidungen

Mit Blick auf die Probleme des ungedeckten Papiergeldes und den mit ihm verbundenen Risiken sind für uns weiterhin das Investieren in ausgewählte Aktien und das Halten von Gold vernünftige Portfolioentscheidungen. Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auch wirtschaftlich schwierige, inflationäre Phasen überstehen können, geben dem langfristig orientierten Anleger die Chance auf eine (nach Abzug der Inflation) positive Rendite auf das eingesetzte Kapital - vorausgesetzt, die Aktien werden nicht zu teuer eingekauft.

Das Gold und auch das Silber bieten in Zeiten, in denen das ungedeckte Papiergeldsystem zusehends aus dem Ruder läuft und sich wohl kaum mehr "normalisieren" lässt, eine Möglichkeit, das Vermögen gegen dauerhafte (Kaufkraft-)Verluste zu schützen. Vor allem das Gold hat für den umsichtigen Anleger einen ganz besonderen Status: Gold ist Geld, und damit steht es im Wettbewerb mit anderen Währungen wie zum Beispiel US-Dollar, Euro, japanischer Yen oder Schweizer Franken. Wer liquide Mittel halten will, für den bietet es sich daher an, Gold zu halten.

In Zeiten von Null- und Negativzinsen ist Gold vor allem ein "natürlicher" Ersatz für Termin- und Spareinlagen, die nun zum Verlustgeschäft geworden sind. Zudem übt Gold eine weitere Funktion aus: Gold ist eine Versicherung. Anders als das ungedeckte Papiergeld kann die Kaufkraft des Goldes nicht durch politische Willkür entwertet werden. Gold trägt zudem kein Zahlungsausfallrisiko wie das ungedeckte Papiergeld. Gegen beide Risiken - das Entwertungs- und Zahlungsausfallrisiko - bietet Gold eine Versicherung.

Das ist insbesondere im aktuellen Aufschwung attraktiv, den man wohl treffend als Ikarus-Aufschwung charakterisieren kann, und der früher oder später vermutlich ein unerwartetes Ende nehmen wird. In solchen Phasen kann der Goldhalter mit einem Ansteigen des Goldpreises rechnen, und das gibt ihm dann die Möglichkeit, "teures" Gold zu verkaufen und mit dem Erlös zum Beispiel attraktive Aktien oder Immobilien zu niedrigen Preisen zu kaufen.

Die Reaktion der Zentralbanken auf eine erneute Krise (wie immer sie auch im Detail aussieht) ist schon heute absehbar: In der Not der Stunde werden die Zinsen vermutlich noch stärker abgesenkt und die Geldmengen noch weiter erhöht, um die Konjunkturen und Finanzmärkte zu stützen. Mit anderen Worten: Es wäre eine noch vehementere Inflationspolitik zu erwarten, die vor allem die Kaufkraft von Bankeinlagen und festverzinsliche Wertpapiere beschädigen würde. Mit ausgewählten Aktien und Gold (und Silber) sollte der Anleger die Möglichkeit haben, auch in einem solchen Szenario sein Vermögen langfristig zu erhalten.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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