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Die Alchimisten des globalen Finanzsystems

12.05.2015  |  Vertrauliche Mitteilungen
Von der Öffentlichkeit strikt abgeschirmt, hielten kürzlich der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank in Washington ihre Frühjahrstagung ab. Die strenge Geheimhaltung sollte sich - aus Sicht der beiden Institutionen - als angebracht erweisen, denn das grundlegende Dokument dieser Tagung, der "Global Financial Stability Report", erweist sich bei näherem Hinsehen als ein Dokument des Scheiterns.

Den bisherigen Bemühungen zur Vermeidung eines weiteren Finanzcrashs wird darin ein denkbar schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die "Alchimisten des globalen Finanzsystems“, um es einmal so zu formulieren, haben danach auf breiter Front versagt.

Gerade seit Oktober 2014 sind die dem internationalen Finanzsystem innewohnenden Risiken nach Auffassung von IWF und Weltbank sogar wieder deutlich gestiegen. Und sie haben zunehmend von solchen Teilen des Finanzsystems Besitz ergriffen, wo sie schwerer als bisher zu erkennen und zu bekämpfen sind. Ein wichtiger Grund für diese zunehmende Gefährdung ist eine immer engere Verflechtung und Vernetzung der einzelnen Teile des weltweiten Finanzsystems, wodurch sich auch zunächst lokale Szenarien schnell zu einem weltweiten Flächenbrand entwickeln können.

Unter anderem aus diesem Grund dürfte sich der immer wahrscheinlichere Kollaps Griechenlands, so fürchtet man bei IWF und Weltbank hinter gut verschlossenen Türen, letztlich kaum beherrschen lassen und weltweit für Verwerfungen an den Finanzmärkten sorgen. Und dabei geht es in diesem Fall "nur" um rund 250 Milliarden € , die internationale Gläubiger an Griechenland vergeben haben und die dann verloren wären.

Denn dieser Betrag ist regelrecht "überschaubar", denkt man an die rund 900 Mrd. € an "faulen" Krediten, auf denen die Banken der Eurozone nach den Berechnungen des IWF noch immer sitzen. Ein Großteil dieser Risiken soll sich danach bei italienischen und spanischen Banken befinden, aber insbesondere auch in Irland, Zypern - und Griechenland.

Die Vertreter von IWF und Weltbank ließen hinter den gut verschlossenen Türen keinen Zweifel an der großen Sorge, die ihnen diese "toxischen Kredite" bereiten. Und sie werden schon demnächst - hinter dann ebenfalls gut verschlossenen Türen - den wichtigsten Vertretern der europäischen Politikdie dringende Empfehlung für neue rechtliche Rahmenbedingungen geben, mit denen diese Kreditrisiken so schnell und "schonend“ wie möglich aus der Welt geschafft werden könnten.

Der dabei denkbare Weg ist längst vorgezeichnet durch das Verhalten der österreichischen Regierung im Fall der Hypo Alpe Adria, bei dem die Gläubiger der Skandalbank kaum mehr auf staatliche Hilfe hoffen dürfen. Diesen grundsätzlichen Weg skizzierte jedenfalls jetzt auch der Leiter der Finanzabteilung des IWF, José Vinals, in einem Interview mit der österreichischen Zeitung "Der Standard".

Ergebnis wäre ein länder- und bankübergreifendes Schuldenmoratorium mit einem Volumen von fast einer Billion Euro, unter dessen Last neben vielen anderen Investoren nicht zuletzt auch einige der verbliebenen deutschen Landesbanken im Gebälk ächzen und stöhnen (wenn nicht gar zusammenbrechen) würden. Der nun vom IWF eingeschlagene Kurs zeugt nach Auffassung der meisten kritischen Beobachter von einer ",Rette-sich-wer-ann-Mentalität".

Man hat offenbar die Unlösbarkeit und Unbeherrschbarkeit der eines Tages zwangsläufig hervortretenden Verwerfungen erkannt. Die meisten Akteure werden nun dazu übergehen, die Schuld für den drohenden Crash den jeweils Andern zuzuschieben und gleichzeitig für sich selbst das noch Erreichbare herauszuholen. Bei der jahrelangen, verantwortungslosen Schuldenmacherei spielten praktisch "alle" mit. Doch dann will es keiner gewesen sein und erst recht niemand möchte die Zeche zahlen ... !

Es wird deshalb beim Griff in die Taschen der Steuerzahler, Kleinsparer und Bankkunden allgemein bleiben. Den Weg dazu wies nicht zuletzt kürzlich US-Präsident Barack Hussein Obama, als er in völliger Übereinstimmung mit dem IWF (zunächst nur) Griechenland nahe legte, beim Steuereintreiben härter als bisher vorzugehen. Dies scheint angesichts der Zahlungsmoral etlicher griechischer Steuerschuldner zwar angeraten, doch die grundsätzliche Gefahr eines "Überschwappens" dieser Methode auch auf andere Länder bleibt nicht zu unterschätzen.

Dies insbesondere, wenn man sich an die vor einigen Monaten seitens des IWF verbreitete Überlegung bezüglich einer 10%-Zwangsabgabe auf alle Vermögen erinnert oder auch an die in Australien bereits eingeführte Sondersteuer auf Bankguthaben.

Und auch die in manchen europäischen Staaten vehement vorangetriebene Kriminalisierung des Bargeldes (die auf dessen Abschaffung hinauslaufen soll) muß in diesem Zusammenhang einmal zusätzlich zu denken geben. Wenn es kein Bargeld mehr geben sollte, könnte man sich (wahrscheinlich mit Ausnahme von Edelmetallen) kaum mehr einer Bankguthabensteuer entziehen...


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