Frankreich "melkt" seine Ex-Kolonien
Sie verpflichteten sich damit u.a., die französische Kolonialwährung FCFA einzuführen, das französische Schul- und Militärsystem beizubehalten und Französisch als Amtssprache zu führen. Und noch immer sind 14 afrikanische Staaten danach verpflichtet, etwa 85% ihrer Devisenreserven bei der französischen Zentralbank in Paris zu lagern, wo sie der direkten Kontrolle des Finanzministeriums unterstehen.
Benin, Burkina Faso, Guinea-Bissau, Elfenbeinküste, Mali, Niger, Senegal, Togo, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kongo, Äqua torialguinea und Gabun haben deshalb keinen direkten Zugang zum größten Teil ihrer Devisenreserven.
Zudem müssen diese Länder nach wie vor jedes Jahr ihre "kolonialen Schulden" für die einst von Frankreich errichtete Infrastruktur entrichten. Auf diese Weise nimmt der französische Staat jährlich mehr als 400 Mio. € ein. Zudem verfügt Paris über eine Art Vorkaufsrecht für alle neu entdeckten Bodenschätze und bei der Vergabe staatlicher Aufträge müssen fran zösische Unternehmen bevorzugt werden.
Französische Konzerne sind in den vorgenannten Staa ten deshalb nach wie vor tonangebend. Sollten die jeweiligen Landespolitiker an diesen Regeln etwas ändern wollen, so lebten sie auch in der jüngeren Vergangenheit stets "gefährlich". In den letzten 50 Jahren gab es in 26 afrikanischen Staaten 67 Politiker-Attentate oder -Stürze, 16 davon waren ehemalige Ko lonien Frankreichs.
Als z.B. der erste Präsident Togos, Sylvanus Olympio, den Pakt ablehnte und eine eigene Landeswährung drucken wollte, wurde er von früheren Fremdenlegionären er mordet. Deren Anführer, Gnassingbe Eyadema, erhielt laut einer Zeitungsmeldung umgerechnet etwa 500 € von der lokalen französischen Botschaft. Vier Jahre später wurde er mit Frank reichs Hilfe neuer Präsident, der Togo bis zu seinem Tod in 2005 tyrannisch regierte. Frem denlegionäre wurden in den 1960ern auf diese Weise auch aktiv in der Zentralafrikanischen Republik, in Burkina Faso, Benin und Mali.
Die anderen großen Kolonialmächte hatten sich von einem derartigen Gebaren teilweise schon sehr viele Jahre vorher verabschiedet. Bereits 1718 stellte das britische Parlament mit dem "Taxation of Colonies Act" die in "British America" und "British West Indies" erzielten Um sätze steuerfrei.
Gleiches galt bald darauf auch für Kanada und Australien. Zwar unterste hen die früheren britischen Kolonien über dem Commonwealth noch immer dem Königshaus, doch spätestens seit ihren Unabhängigkeitserklärungen von Anfang des 20. Jahrhunderts liegt die Steuerhoheit nur noch bei den jeweiligen Regierungen. Ähnliches gilt für die Niederlande, die zuletzt 2010 die Niederländischen Antillen in die Selbständigkeit entließ.
Nur Aruba, Bonaire, Curacao und Sint Maarten gehören noch zur niederländischen Krone. In Frankreich denkt dessen politische Elite dagegen nicht im Traum daran, die aus der Kolo nialzeit stammenden Relikte zu beseitigen. Man befürchtet nicht ganz zu Unrecht, ohne die Einnahmen aus Afrika in der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit zu versinken. Schon 2008 erkannte der damalige Präsident Jacques Chirac: "Ohne Afrika würde Frankreich in den Rang eines Drittweltlandes abrutschen.“
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Auszug aus Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4137