Die Golfkrise und Europas Wirtschaft
Saudi-Arabien und die anderen Länder würden dann ihre Geschäftspartner auffordern, sich zu entscheiden - entweder für auch zukünftige Geschäfte mit ihnen oder nur noch mit Katar. Dies könnte manches deutsche Unternehmen mit bisher guten Geschäftskontakten zu beiden Seiten vor erhebliche Probleme stellen.
Nach den USA und China ist Deutschland bei Industrieprodukten aller Art z.B. Saudi-Arabiens drittgrößter Lieferant. Und man hofft auf weitere gute Geschäfte, wenn sich das Königreich wie angekündigt von seiner hohen Ölabhängigkeit lösen und eigene Industrien aufbauen wird. Katar ist demgegenüber ein eher kleinerer Kunde der deutschen Wirtschaft, doch es gibt eine andere und nicht weniger wichtige Abhängigkeit:
Das Emirat hat sich in der Vergangenheit in wichtige deutsche Unternehmen (z.B. Volkswagen, Deutsche Bank, Siemens) eingekauft und es hält auch größere Immobilienfonds-Anteile. Und auch im Flüssiggasbereich bahnt sich eine enge Zusammenarbeit an.
Wirtschaft und Privatverbraucher könnten in Deutschland darüber hinaus unter steigenden Gaspreisen zu leiden haben. Katar liefert aktuell rund 6,5% des europäischen Erdgasbedarfs, insbesondere nach Großbritannien, Belgien und Spanien. Sollte es hier zu Lieferausfällen kommen, könnten diese mengenmäßig zwar problemlos kompensiert werden, doch es bliebe gleichwohl mit steigenden Preisen zu rechnen.
Davon profitieren würden zum einen Russland als schon jetzt größter Gaslieferant Europas und zum anderen die USA, deren Energiesektor sich schon seit einiger Zeit anschickt, in den USA gewonnenes Erdgas zu verflüssigen und nach Europa zu verschiffen.
In die Hände spielen würde diese Entwicklung auch US-Präsident Donald Trump selbst, der erst kürzlich vollmundig ankündigte, sein Land aus der OPEC-Abhängigkeit lösen zu wollen und selbst zu einem bedeutenden Energieexporteur zu machen.
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Auszug aus dem Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4243