Stadtmauern sind so alt wie menschliche Ansiedlungen
"Sie kennen das typische Plakat von "Brot für die Welt" oder anderen Organisationen dieser Art. Sie zeigen immer - seit mittlerweile sechzig Jahren - ein süßes schwarzes Kind. Vorzugsweise ein Mädchen im Vorschulalter, vorzugsweise aus Somalia. Und für jeden fühlenden Menschen ist sofort klar, daß die Welt uns allen gleichermaßen gehört. Denn wer möchte solch ein Kind hungern lassen. Und wer gegen diese Logik angeht, zeigt, daß er ein Herz aus Stein hat. Und er wird sein Publikum niemals gewinnen.
Ich will gar nicht angehen gegen diese Logik. Sie steht für sich aus eigenem Recht. Ich baue eine andere Logik auf und die geht wie folgt:
Die Menschen im unwirtlichen Schweden haben sich durch Fleiß, Wissen und eine gute staatliche Ordnung großen Wohlstand erworben, obwohl sie niemals eine Kolonie besaßen.
Die Menschen in Äthiopien - bis auf wenige Jahre unter italienischer Herrschaft niemals Kolonie - könnten viel reicher sein als die in Schweden, denn sie verfügen über fruchtbare Landstriche und im Hochland auch über ein sehr angenehmes Klima. Hätten sie in den letzten zweihundert Jahren so wie die Schweden gelebt, wären sie ebenso reich. Es gäbe dann allerdings wohl keine hundert Millionen Äthiopier, sondern allenfalls fünf.
Welche Pflicht haben nun die Schweden oder andere europäische Völker, ihren Wohlstand zu teilen, indem sie Einwanderer ins Land lassen, die sie eigentlich nicht wünschen?
Alle erfolgreichen Staaten, Kulturen und Gesellschaften haben sich gegen andere, insbesondere gegen ein weniger entwickeltes Umfeld, durch Grenzen geschützt.
Stadtmauern sind so alt wie menschliche Ansiedlungen.
Die Chinesen bauten eine Mauer, um sich vor Reiterhorden aus Zentralasien zu schützen und fuhren damit anderthalb Jahrtausende gut. Das römische Reich verdankte seine lange Existenz dem Limes.
Das oströmische Reich wäre schon sechshundert Jahre eher untergegangen, wäre nicht seine Hauptstadt Konstantinopel so uneinnehmbar gewesen. Die Kontrolle über Grenzen ist ein Kernbereich staatlicher Souveränität.
"Populär ist das Wort, man müsse Mauern einreißen, statt neue zu errichten. Aber es muß wohl einem weich gekochten Hirn entstammen", gab der streitbare Sarrazin zu bedenken.
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Auszug aus dem Infoblatt Vertrauliche Mitteilungen - aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage, Nr. 4264